Die gestalttherapeutisch-systemische Therapie, die ihren Blick auf Organisationseinheiten wie etwa die
Familie richtet, kennt diese Fälle, in denen erst nach dem Tod der Geschwister
sich deren Kinder sagen können, was sich ihre Eltern als Bruder und Schwester
nicht sagen konnten.
Als ich nach dem Tod meines Onkels erfuhr, wie sehr er meinen
mittlerweile auch verstorbenen Vater beneidet hatte, hatte ich sogleich wieder
die von Kindesbeinen an gehörten Sätze meines Vaters über den Onkel im Ohr, den
auch er seinerseits immer beneidet hatte. Sie konnten beide eventuell nicht sehen,
was sich der andere persönlich erkämpft und auch geopfert hatte für seine Ziele
in seinem Leben. Und keiner hatte dem anderen die Würdigung für seinen eigenen Lebensweg
ausgesprochen. Ganz abgesehen davon, dass die beiden, hätten sie ihre
Fähigkeiten gemixt, ein ziemlich unschlagbares Team geworden wären.
In völlig anderem
Kontext las ich gestern den Satz: Wahrnehmung des eigenen Selbst und das
In-den-Blick-Nehmen des anderen ermöglicht stimmige Kommunikation und Begegnung.
– Doch wie schwer das ist, wenn die Sicht verengt ist, weil man glaubt, der andere
hatte es leichter, besser getroffen oder wurde bevorzugt. Und man selbst hat es
so schwer, einem wurde nichts geschenkt. Der Blick nur in den eigenen Mangel
hat noch in den seltensten Fällen zu Fraternität und Einigkeit geführt.
Gelingt es mir, meine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, kann ich auch den anderen vielleicht deutlicher wahrnehmen und ihn letztlich in seinem So-Sein anerkennen.
Gelingt es mir, meine eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, kann ich auch den anderen vielleicht deutlicher wahrnehmen und ihn letztlich in seinem So-Sein anerkennen.
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