Samstag, 15. Juli 2017

Wieso ist es so schwer geworden Entschuldigung zu sagen?

Und wieso scheint es noch viel schwerer, der Entschuldigung ein Handeln folgen zu lassen? 
Ein Tun, das unterstreicht, dass mir ein Fehlverhalten oder irgendetwas Unüberlegtes leid tut
Wieso schreiben Menschen nach Trennungen 20 handschriftliche Seiten: Anklage, Rechtfertigung, Einwände, Argumente…und an keiner Stelle: Ich habe dich scheinbar sehr verletzt. Es tut mir leid. -
Wie schade auch, denn auf ein: Es tut mir leid! würden wir wahrscheinlich viel geöffneter und bereiter wieder in Kontakt gehen. Das Abschlagen der Bitte um Verzeihung macht Kontakt dann schwer bis unmöglich.

Und vorhin ein Radfahrer, der dem Autofahrer, der den Jungen fast überfahren hat, hinter ruft: Warum können Sie sich denn nicht einmal entschuldigen? - Ja, warum? Weil wir immer Recht haben? Weil sich Fehler einzugestehen eine große Sache ist? Wieso als erstes oft automatisch: Das war ich nicht! Dafür bin ich nicht verantwortlich? 

Roger Willemsen schrieb noch kurz vor seinem Tod: "Wir sind randvoll mit Wissen und Informationen, aber mager an Erfahrungen". Menschliche Erfahrungen. Der Erfahrung des Tuns.

Und so sagen mir oft Menschen: "Ich kann mich doch jetzt nicht mehr entschuldigen". - Das Entschuldigen verlangt den Mut des Wieder-aufeinander-Zugehens, des Sich-Eingestehens. 
Und wir wären erstaunt, wie oft Menschen darauf warten, dass wer käme und sich nachträglich entschuldigte oder um Verzeihung bittet. Oder auch einfach nur fragt: Habe ich dich verletzt? – Das wollte ich nicht. In einer Welt voller multimedialer Daueranwesenheit ist das persönliche Aufeinanderzugehen scheinbar die höchste Hürde. 
Und wir wären erstaunt, wie sehr es entlastet – würden wir uns nur trauen, es zu tun.



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