Manches war herrlich anrührend,
wundervolles Liebeszeugnis anders war Leid, Qual und Schmerz, was wir
in der Gruppe teilten. Ich hörte manch alte Volksweise, uralte
Chansons und auch immer wieder von Begegnung und Unverständnis,
Streit, Konflikten, Hass. Mancher hörte nur zu, anderer brachten
sich ein. Es entstand tiefe Verbundenheit, die weit über die Treffen
hinausging und trugen, wie es nur Gemeinschaften können.
Seit längerem habe ich daher überlegt,
diesen Zirkel wieder aufleben zu lassen.
Und ich möchte mit einer eigenen
Leidgeschichte beginnen.
Als ich meine Gestaltausbildung beendete und mit vollem Elan in den Beruf stürzen wollte, bekam ich die Diagnose Otosklerose. Ich hatte schlechter gehört und zuweilen kakophonische Pfeiftöne im Kopf, die mich wahnsinnig machten. Als Kind schon früh mit Krankheiten konfrontiert, konnte ich es trotzdem zu beginn kaum glauben. Ich wehrte mich und weinte viel. Und die Reaktionen auf mein erschwertes Hören (Schwerhörigkeit) waren zuweilen Unverständnis. Man hielt mich für arrogant oder glaubte, ich würde nur hören, was ich hören wolle. Immer wieder auch fragten Menschen: „Hörst du das wirklich nicht? Das Bellen, den Hund?“ Und das, was man mir zum Teil mitteilte, war die Angst vor dem eigenen Kommunikationsverlust. Eine therapeutische Freundin schrie mich schier an, ob ich auch mal an sie denken würde, sie könnte dann schließlich nicht mehr mit mir kommunizieren, wenn es zum total Ausfall meines Hörens käme.
„Was ist denn nun, wenn du taub wirst?“ Was sie dann machen solle, bohrte sie weiter. Andere beneideten mich darum, dass ich jetzt doch eine rasant große Zielgruppe hätte, als Therapeutin: die Schwerhörigen. Oder gehen die nicht zur Therapie? Ich musste viel den Kopf schütteln.
Als ich meine Gestaltausbildung beendete und mit vollem Elan in den Beruf stürzen wollte, bekam ich die Diagnose Otosklerose. Ich hatte schlechter gehört und zuweilen kakophonische Pfeiftöne im Kopf, die mich wahnsinnig machten. Als Kind schon früh mit Krankheiten konfrontiert, konnte ich es trotzdem zu beginn kaum glauben. Ich wehrte mich und weinte viel. Und die Reaktionen auf mein erschwertes Hören (Schwerhörigkeit) waren zuweilen Unverständnis. Man hielt mich für arrogant oder glaubte, ich würde nur hören, was ich hören wolle. Immer wieder auch fragten Menschen: „Hörst du das wirklich nicht? Das Bellen, den Hund?“ Und das, was man mir zum Teil mitteilte, war die Angst vor dem eigenen Kommunikationsverlust. Eine therapeutische Freundin schrie mich schier an, ob ich auch mal an sie denken würde, sie könnte dann schließlich nicht mehr mit mir kommunizieren, wenn es zum total Ausfall meines Hörens käme.
„Was ist denn nun, wenn du taub wirst?“ Was sie dann machen solle, bohrte sie weiter. Andere beneideten mich darum, dass ich jetzt doch eine rasant große Zielgruppe hätte, als Therapeutin: die Schwerhörigen. Oder gehen die nicht zur Therapie? Ich musste viel den Kopf schütteln.
Meine Krankheit ist eine Erbkrankheit,
sie bricht häufiger bei Frauen als bei Männern aus und das meist
zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr. Sie ist
operabel, wenn auch die Korrektur nicht auf Dauer ist.
Ich habe mich natürlich auch einer
Operation unterzogen, aber als ob das Leben noch was mit mir vor
hätte, gelang die OP nicht. Mein Gesichtsnerv schmiegt sich zu nah
an den Hörnerv.
Ich lernte vorsichtshalber ein bisschen
Gebärdensprache und mancher wollte dann immer Zeichen erklärt
wissen. Aber nicht zu vergessen, es ist eine neue Sprache, sie ist
nicht international, sondern hat wie jede Sprache Idiome und Dialekte
und ist extrem sauschwer.
Ich habe heute Hörgeräte und in der
Phase der Anpassung viel geweint und getrauert. Es ist unglaublich,
auf einmal wieder das Geräusch zu vernehmen, wenn die eigene Hand
die Kleidung berührt oder wie der Wind in den Bäumen spielt. Ich
musste neu hören lernen und habe oft verdutzt gefragt, was das für
Geräusche sind. Ich hatte sie in der kurzen Zeit des schlechteren
Hörens verlernt. Verrückt, oder?
Ich höre gut mit meinen Geräten, für
manche sogar zu gut. Und ich bin keine Freundin von dem Satz: „Du
hast es gut, hier ist es laut und du brauchst nur die Geräte
abschalten.“ Ha. Ha!
Mein liebster Kommentar soll das Thema
aber abrunden. Ein Musikerkollege sagte: „Otosklerose, das ist die
Krankheit die Beethoven hatte, stimmt's? Dann aber mal Heim ans
Notenpult. Das ist ein Zeichen. Schreib!!“
Ob Sie es als Zeichen sehen oder das
Leben nehmen, wie es kommt, sometimes happy, sometimes sad. Fest
steht (jetzt muss ich doch mit einem leichten Scherzchen enden :-) Wenn Sie zu mir kommen, warum auch immer, ich höre Sie doppelt
so gut, wie andere Therapeuten, weil ich nicht nur mit beiden Ohren
und Hörgeräten ihre Worte vernehme, sondern weil sie auch in meinem
Herzen, meinem Körper und meinem wachen Verstand widerklingen und
Ressonanz in mir erzeugen. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Für das
Hören gilt absolut das gleiche:
Man hört nur mit dem Herzen gut.
Man hört nur mit dem Herzen gut.
Ein herzlicher Gruß
Ihre Gudrun Haep
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