Mittwoch, 25. Februar 2015

Werde derjenige, der du bist!

Und das wollen wir wirklich?
Gedanken, hervorgerufen durch die Bleu de Chanel Werbung

Eine Werbebotschaft zu Authentizität in einer Zeit, in der es doch wichtig scheint Kleider- und Benimmvorschriften ernst zu nehmen. Der erste Eindruck zählt und ist manchmal genau was das Wort verheißt: Druck! Oft am stärksten für denjenigen, der andere für sich gewinnen will. Experimente zeigen, dass wer gut gekleidet ist, vornehm auftritt und dessen Stimme sonor und kompetent wirkt, widersprüchlichen Unsinn reden kann. (Uraltes Wissen über Redekunst und Überzeugung, bekannt schon in der griechischen Antike.)

Ich weiß noch, als ich das erste Mal in einem Businesscoaching sagte, dass es mein Anliegen sei, dass die Menschen, die zu mir kommen erkennen, was an mannigfachem Potential in ihnen liegt. Mein damaliges Gegenüber versprach mir daraufhin dauerhafte Erfolglosigkeit. Nicht das, was man sei wolle man werden, wenn man sich an einen Therapeuten oder Coach wende. Die Menschen lieben Verheißungen. Auch, wenn sie nicht erfüllbar sind. Der Großteil der Bevölkerung wolle nicht sein, wie und was er ist, sondern besser, hübscher, beliebter, witziger, gesünder, fitter....anders!

Veränderung geschieht nun aber aus gestalttherapeutischer Sicht, "wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist. Veränderung ergibt sich nicht aus dem Versuch Veränderung zu erzwingen, aber sie findet statt, wenn man sich die Zeit nimmt und die Mühe macht, zu sein, was man ist; und das heißt, sich voll und ganz auf sein gegenwärtiges Sein einzulassen." [Zitat. A. Beisser] Und das erlebe ich so, in meiner Arbeit.

Und nun treffe ich auf diese Reklame. Der Vorgängerspot war mir bereits durch die Regie von Filmaltmeister Martin Scorsese aufgefallen. Dieser nun ist untermalt von: "All along the Watchtower" von Jimmy Hendrix. Eine Textpassage ist: I can't get no relief. Businessmen, they drink my wine. Plowmen dig my earth. None will level on the line. Nobody offered his word. Interessant hier Musik aus den siebziger Jahren zu finden, die von großem Freiheitsdenken getragen wird/wurde. Und das alles in einem kommerzigen Spot für einen Duft.

Das hat mich beeindruckt und nachdenklich gemacht.
Also wer sind wir und wer wollen wir sein?




"Wie gerne wär man dann dies oder das!
Ein Bild, ein Buch, im Wald ein Meilenstein,
ein Buschwindröschen, oder sonst etwas! Behüt dich Gott, es hat nicht sollen sein."
Erich Kästner







Links zum Text:
Die Bleu de Chanel Werbung
http://www.chanel.com/de_DE/parfum-schonheit/Parfums-Bleu-de-CHANEL-92134
Arnold R. Beisser, Die paradoxe Theorie der Veränderung.
http://www.gestalt.de/beisser_paradox.html
Die Klassische Personifikation der Rhetorik als regina artis, d. h. Königin der freien Künste (Darstellung aus den Mantegna Tarocchi, Norditalien um 1470)
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhetorik#mediaviewer/File:Mantegna_Tarocchi_E23,_Rhetorica.jpg

Ein Beitrag aus dem Spiegel zu Businesslook: Glaubwürdigkeit dank professioneller Erscheinung: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/bueropsychologie-outfit-am-arbeitsplatz-hat-grosse-wirkung-a-969646.html

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