Mittwoch, 11. September 2019

BILDUNG für DEMOKRATIE, ein Aufruf

40% der Bevölkerung äußern sich unzufrieden über die realen Möglichkeiten an demokratischer Gestaltung teilzuhaben. Es gibt das Resignierte: „Was kann ich schon tun?“ und eine Verdrossenheit darüber, dass viele wichtige Dinge mittels Geld und Macht entschieden werden. Wo da anfangen? 

Eine Hochschule erzieht seit 100 Jahren zu Meinungsbildung und Teilhabe in einer Zeit, in der die Demokratie neu hinterfragt wird.

Augenrollen hinsichtlich der Möglichkeiten heutiger Demokratie?
Foto: Augenroller am Münzplatz in Koblenz

Die Zeit führt ein neues Streit-Ressort ein, und seit den Wahlen in Sachsen und Brandenburg frage ich mich, was ansteht. Ist es wirklich Streit? Den Beiträgen Heinz Sünkers folgend glaube ich, dass eine Lösung BILDUNG sein kann. Wenn wir Bildung hören, kommen uns dabei oft die Bilder von Regelsschulen oder Hochschulen in den Sinn. "Aber was sollen die schon machen?", fragt mancher resigniert. Lehrer werden von der Aufgabe der Integration teilweise überfordert und an den Hochschulen ist meines Wissens noch keiner aufgestanden und hat zu Klartext und Debatte aufgerufen, was den zunehmenden Rechtspopulismus in unserem Land betrifft. Mir bekannte Ausnahmen sind der Soziologe Harald Welzer und der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge.

So wird dann am 1. September dem Überfall auf Polen gedacht und einige beteuern, dass es nie wieder Krieg in Europa geben darf, aber …. sind wir nicht schon mittendrin? Erleben manche Menschen mit anderer Hautfarbe oder religiöser Gesinnung nicht schon genau das? Wir, das Land, dass nach 45 ganz deutlich klargestellt hat, was nicht mehr toleriert werden darf? Ich will nicht polemisch sein. Und ich ringe für meinen Alltag nach Antworten und Positionierung.

Doch wieder zurück. BILDUNG ist eine Antwort. Denn was von akademischer Seite kaum passiert, das praktiziert ein öffentlicher Bildungsträger seit nunmehr 100 Jahren: Menschen Bildungschancen zu geben, zu einem Miteinander einzuladen, diskussionsfreudig werden zu lassen und Alltag, Politik und Ideologie zu hinterfragen. Spür- und erlebbar wird, dass alle aktiv mitwirken können.

Für meinen Bereich weiß ich zum Beispiel, dass es dort ein wertvolles Kölner Psychose-Forum gibt, wo sich seit über 20 Jahren Kölner Psychiatrie-Erfahrene, Angehörige, beruflich und ehrenamtlich in der Psychiatrie Tätige sowie interessierte Bürger regelmäßig zum Erfahrungsaustausch über Erlebtes im Zusammenhang mit psychischen Krisen treffen. 

In anderen Bereichen der Schule wird integriert und über das Vermitteln der Deutschen Sprache „nebenbei noch“ sozial der Alltag unterstützt. Ganz nach dem französischen Soziologen Henri Lefebvre: Erkennen und Verändern der Alltäglichkeit und somit Transformation des Alltagslebens. Hier können seit je Fertigkeiten aller Art für Beruf und Leben erworben und eigene Selbstwirksamkeit erprobt werden. Ein Ort, der zu Begegnung und Austausch einlädt und wegführt vom Atomismus in den Schwierigkeiten einer modernisierten Zeit, die viele Widersprüche produziert. 

Geist und Kritikfähigkeit werden geschult und es wird dazu beigetragen gesellschaftliche Ungleichheit zu verringern. 

    Publikum bei einem VHS-Vortrag Martin Bubers im Gürzenich in Köln.
Ausstellungsbild zu 100 Jahren VHS. Bildrechte da.
Hier geht es um Sprache, Gesundheit, Kunst, Kultur und Kreativität. Hier geht es um den Menschen, in Politik und Gesellschaft. Hier passiert die Befeuerung der individuelle Bewusstseins- und Handlungsfähigkeit! Glauben Sie nicht? 

Nach 1990 gab es eine Radiowerkstatt angesiedelt bei Radio Köln, die Menschen zu Wort kommen ließ. 2008 wurden zeitgemäße Weiterbildungen geschaffen. Schon 1988 entsteht bei dieser Schule der erste Gemeinschaftsgarten noch bevor das Wort: Urban Gardening Popularität erlangte. Umweltbildung wurde nicht nur ernst genommen, sondern auch praktiziert. 

Vernetzung, Bürgerinnen- und Bürgernähe, gemeinsames Lernen. "2019 die Zukunft gestalten!", schreibt die Volkshochschule, von der ich hier spreche. 

VOLKSHOCHSCHULEN sind Orte der Bürgerbildung und Beförderung der Demokratie! Und das nun schon seit 100 Jahren! Auf sie baue ich u.a. in einer Zeit, in der Integration ein schwieriges Sujet geworden scheint. 

Gegen die Reproduktion sozialer Ungleichheit, für soziale Gerechtigkeit! Denn diese Werte haben wir uns doch im Mai europaweit auf die Fahne geschrieben.

Danke VHS und Happy Birthday!! Du hast dich ganz schön gut gehalten.

PS: Eröffnung der Ausstellung „100 Jahre VHS“ in Kölner Bezirksrathaus Köln-Lindenthal, Aachener Str. 220, 20.09.2019 um 19:30

Demokratie gestalten - Beziehungen gestalten - Leben gestalten!
Gestaltpraxis Köln und Bonn
www.gestaltpraxis-koeln.de

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